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Erhöhtes Demenz-Risiko bei chronischen Schmerzsyndromen


Fast die Hälfte der Patienten mit chronischen Schmerzen berichten über Probleme an mehreren Körperstellen. Sie leiden am sog. multilokulären, chronischen Schmerzsyndrom (MCS). In einer kürzlich in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) in den USA publizierten Studie wurde anhand von Patienten der englischen (UK) Biobank gezeigt, dass Personen mit MCS im Vergleich zu schmerzfreien Kontrollen und Patienten mit chronischen Schmerzen an nur einer Körperstelle ein signifikant erhöhtes Demenzrisiko und ein verringertes Hippocampusvolumen aufweisen (der Hippocampus ist der für explizites Lernen und Gedächtnis besonders wichtige Teil unseres Gehirns im Schläfenlappen). Dies entspricht einer vorzeitigen Alterung um etwa 8 Jahre.


Wenhui Zhao und Kollegen untersuchten zunächst das Demenzrisiko bei über 350.000 Patienten mit einer unterschiedlichen Anzahl koexistierender Schmerzorte. Anschließend wurde an 19.000 Personen das Risiko einer übermäßigen Verschlechterung der Kognition und der Gehirnstruktur genauer analysiert. Nach Bereinigung der Daten von potenziellen Störfaktoren (darunter unterschiedliches Bildungsniveau, Gewicht, Raucherstatus, Alkoholkonsum, psychische Belastungen, Krebs, Diabetes oder Gefäß- und Herzprobleme in der Vorgeschichte) wurde ein signifikanter Unterschied zwischen Personen mit MCS und den Vergleichsgruppen festgestellt. Patienten mit multiplen Schmerzorten hatten in Abhängigkeit von der Anzahl der Schmerzorte also ein höheres Demenzrisiko, eine schneller auftretende kognitive Beeinträchtigung und eine stärkere Atrophie des Hippocampus.


Über chronische Schmerzen klagt rund ein Drittel der Weltbevölkerung, insbesondere im höheren Alter. Die aktuelle Arbeit zeigt, dass Schmerzsyndrome nicht nur körperliches und seelisches Leid verursachen, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf unsere höheren geistigen Funktionen haben können (Gedächtnis und Lernen sowie Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit). Obwohl zahlreiche mögliche biologische Mechanismen diskutiert werden, wie kognitive Beeinträchtigungen und Schmerzen zusammenhängen (z.B. aufgrund von Entzündungen oder genetischen Risikofaktoren), sind die genauen neuronalen Mechanismen und damit auch kausale therapeutische Ansätze bisher leider noch unbekannt.


Referenz:


Zhao W, Zhao L, Chang X, Lu X, Tu Y (2023) Elevated dementia risk, cognitive decline, and hippocampal atrophy in multisite chronic pain. Proceedings of the National Academy of Sciences 120:e2215192120


Bildnachweis: iStock/peterschreiber.media

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