Es ist schon länger bekannt, dass die Qualität der Ernährung in umgekehrtem Zusammenhang zum Risiko einer Demenzerkrankung steht. So haben beispielsweise Menschen, die jeden Tag zwei Würstchen oder einen Burger essen, ein höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken, als Probanden, die sich gesünder ernähren. Neuere Studien mit tausenden von Teilnehmern bestätigen nun diese Hypothese und zeigen, dass Menschen, die ein Viertel ihrer Kalorien aus stark verarbeiteten Lebensmitteln zu sich nehmen, ein um 28 % höheres Risiko haben, kognitive Komplikationen zu erleiden, als Menschen mit einer gesünderen, mediterranen Ernährung.
In den letzten Jahrzehnten hat der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln (junk food) weltweit drastisch zugenommen, da sie leicht zugänglich, schmackhaft und erschwinglich sind. Dazu gehören Kekse, frittierte Snacks, Eis, Süßigkeiten, Wurst und andere Fleischprodukte sowie Softdrinks. Frühere Untersuchungen in den USA hatten ergeben, dass im Durchschnitt mehr als die Hälfte der Ernährung aus verarbeiteten Lebensmitteln besteht; laut einer Studie aus dem Jahr 2016 machen sie etwa 58 Prozent aller verzehrten Kalorien aus. In Brasilien liegt der Anteil dieser Lebensmittel eher bei 25 bis 30 Prozent, wie die Autoren einer jetzt vorgestellten Studie schätzen. Für Österreich sind diesbezüglich keine Daten bekannt, aber es gibt Hinweise, dass vor allem junge Menschen mehr junk food essen und der Konsum während der Corona-Pandemie insgesamt gestiegen sein könnte.
Im Allgemeinen haben hochprozessierte Lebensmittel eine besonders hohe Energiedichte (viel Zucker, Fett und Salz) und einen geringen Gehalt an Proteinen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und löslichen Ballaststoffen. Wichtig ist, dass oft auch neu gebildete Moleküle in junk food enthalten sind, die beim Erhitzen entstehen, sowie Lebensmittelzusatzstoffe und andere Substanzen, die sich aus den Verpackungsmaterialien gelöst haben.
Im Rahmen aktueller Studien untersuchten die Forscher nun an über 10.000 Probanden, ob die Nahrungsaufnahme ihre Gehirnfunktionen beeinflusst. Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren Frauen, Weiße oder Hochschulabsolventen. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 51 Jahre. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden diverse kognitive Tests durchgeführt, darunter sofortiges und verzögertes Abrufen von Wörtern. Daneben wurden die Teilnehmer zu ihrer Ernährung befragt.
Die Ergebnisse der Auswertungen zeigen nun, dass Teilnehmer, die mehr verarbeitete Lebensmittel aßen, ein fast 30 % höheres Risiko für kognitive Komplikationen hatten. Bei Probanden, die 20 Prozent oder mehr ihrer täglichen Kalorienzufuhr aus stark verarbeiteten Lebensmitteln bezogen, wurde über einen Zeitraum von 6 bis 10 Jahren ein schnellerer Rückgang der geistigen Leistung festgestellt als bei denjenigen, die weniger verarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen. Darüber hinaus bestand bei denjenigen, die viel junk food aßen, ein höheres Risiko für eine Beeinträchtigung der sog. exekutiven Funktionen, was die Verarbeitung von Informationen und das Treffen von Entscheidungen erschwert.
In einer weiteren Studie wurde gefunden, dass schon ein zehnprozentiger Anstieg des Anteils ultraverarbeiteter Nahrung das Risiko einer Demenz um 25%, das Risiko für die Alzheimer-Krankheit um 14% und dasjenige für eine vaskuläre Demenz um 28% erhöht. Alle diese Zahlen wurden selbstverständlich bereinigt (normalisert) um das Alter und Geschlecht der Probanden sowie um ethnische Zugehörigkeit, Bildung, Raucherstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Body-Mass-Index und um die Schlafdauer. Außerdem wurden bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine familiäre Vorgeschichte von Demenz und die Gesamtenergiezufuhr berücksichtigt.
Die Autoren der Studien betonen jedoch, dass der Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel keine direkte Ursache der kognitiven Einschränkungen sein muss. Es besteht allerdings eine klare Korrelation. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von dem Kauf hochverarbeiteter Lebensmittel Abstand genommen werden und die empfohlene tägliche Kalorienzufuhr von 2.500 für Männer und 2.000 für Frauen eingehalten werden sollte.
Referenzen:
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